Wenn du Antworten, einen bequemen Platz, stumpfes Nicken, Harmonie und Maskerade willst. Dann bist du hier falsch. Wenn du Perfektion, Normen und unverrückbare Regeln suchst. Dann bist du hier falsch. Wenn du unbemerkt und verschlossen darauf warten willst, dass jemand dir ein bisschen Feelgood Zeit bereitet und es eigentlich auch egal ist, ob du dabei gewesen bist. Auch dann bist du hier falsch. Wenn du People Pleasing und Stillstand als Kunstform willst… ich glaube ich kann aufhören?
Performance Kunst scheint auf den ersten Blick harmlos – eine Kunstform, die im Moment entsteht und wieder verschwindet und vermeintlich anders als ein Gemälde oder Skulptur nichts hinterlässt. Aber unterschätze nicht die Gefahr! Hier sind fünf Gründe, warum du besser einen großen Bogen um Performance Kunst machen solltest:
1. Sie ist unbequem
In einer Performance werden ständig Grenzen und Normen hinterfragt. Es ist kein Raum zum Ausruhen in dem dir Antworten auf einem bequemen Platz serviert werden. Sie irritiert, tut weh, ist unkomfortabel. Sie will infrage stellen, die Norm so lange in die Seite piksen bis es spritzt. Sie will offenlegen und setzt Harmonie und Gefälligkeit aufs Spiel. Und sie geht bis an die Grenzen. Performance Kunst bricht mit dem Alltag – nicht als entspannende Flucht, sondern als bewusste Unterbrechung des Gewohnten. Stell dir vor: Du könntest plötzlich anfangen, die Regeln zu bezweifeln, nach denen du dein Leben ausrichtest. „Was soll diese Norm überhaupt?“ ist eine gefährliche Frage, die dein geordnetes Weltbild ins Wanken bringen könnte.
2. Sie ist anstrengend
In der gewöhnlichen Kunstbetrachtung kannst du dich entspannt zurücklehnen, mit dem Kopf nicken und so tun, als hättest du tiefe Einsichten. Bei einer Performance gibt es kein Entkommen. Denn die Zuschauenden sind nie nur passiv. Ihre Anwesenheit, Reaktionen, ihr Unbehagen – manchmal sogar ihre aktive Teilnahme – bestimmen den Aufführungsmoment mit. Aber auch die Performenden müssen ständig präsent sein. Da die Performance aus der Resonanz mit dem Publikum und manchmal auch dem Zufall entsteht, folgt sie in der Regel keinem festen Drehbuch. Diese Unvorhersehbarkeit ist einschüchternd für jeden, der sein Leben gerne durchgeplant und kontrolliert hält. Hinzu kommt, dass Performance erschreckend körperlich ist. Während Filme und Gemälde sicher hinter Bildschirmen und Rahmen bleiben, konfrontiert dich Performance Kunst mit echten, schwitzenden, atmenden, sich mitunter abarbeitenden Körpern. Die Kunstform will nicht so tun als wäre das Geschehen unangestrengt und leichtfertig, sondern will Anstrengung, vermeintlich negative Gefühle und Risiko bewusst vor Augen führen, erfahrbar machen und vollzieht diese im Hier und Jetzt. Das kann ganz schön schmerzhaft sein.
3. Sie macht verletzlich
Performance Kunst macht verwundbar, weil sie Grenzerfahrung will und da geht es nicht nur darum, dass es in manchen Stücken Gang und Gäbe ist den eigenen Körper aufs Spiel zu setzen und sich mitunter selbst zu verletzen. Denn sie fordert außerdem eine radikale Offenheit mit sich selbst und dem Erleben. Sie ist unkomfortabel, weil es kein Verstecken gibt. In der Regel tritt man als man selbst auf die Bühne ohne die Sicherheit einer Rolle oder eines Als-Obs. Das macht verletzlich, lässt aber in einer besonderen Weise auch eine Verbindung zwischen allen Beteiligten zu. In einer Gesellschaft, die auf Individualismus und Konkurrenz aufgebaut ist, ist das geradezu subversiv. Die Erfahrung, Teil eines gemeinsamen Moments zu sein, könnte dazu führen, dass du plötzlich mit neuen Perspektiven belastet wirst und deine eigenen Denkmuster hinterfragst. Das bedeutet, dass du im Ernstfall nach der künstlerischen Erfahrung ein anderer Mensch bist… Willst du wirklich riskieren, dich selbst und dein Denken offenzulegen und zu verändern?
4. Sie will nicht gefallen
Entstanden in den 1960er Jahren als Gegenbewegung zur Kommerzialisierung der Kunst, brach die Performance Kunst bewusst mit traditionellen Kunstformen. Statt dauerhafter Werke für Galerien und Museen schufen Künstlerinnen und Künstler flüchtige Momente der Begegnung. Der Fokus lag nicht auf Perfektion oder eines Geniegedankens, sondern dem Kunstprozess an sich. Statt ästhetischen Maßstäben und Erwartung entsprechen zu wollen, macht Performance den Raum auf für Zufall, Interaktion und Erfahrung. Es gibt kein „richtig“ oder „falsch“ im Performativen, nur das Wagnis sich Ungewohnten zu stellen und bereit zu sein etwas zu tun, das keinem Leistungsdenken entsprechen muss. Wer performt setzt sich dem Wagnis aus vielleicht als unschön, peinlich, sinnentleert oder gar abstoßend wahrgenommen zu werden. Dadurch widersetz sich die Kunstform auch hartnäckig dem schnellen Konsum. Sie lässt sich nicht in einen knackigen Instagram-Post packen. Sie kann nicht nebenbei genossen werden. Sie muss tatsächlich erlebt werden. Wie unbequem in einer Welt, in der wir gewohnt sind, alles sofort, perfektioniert und mühelos zu konsumieren. Stell dir vor du wärst Teil dieser kunstgewordenen Imperfektion und entdeckst dabei, dass du zu mehr fähig bist, als du dachtest. Vielleicht beginnst du plötzlich etwas aus dir heraus zu tun, ohne direkt eine Sinnhaftigkeit oder eine Leistung erbringen zu müssen… Danach bist du vielleicht weniger brauchbar für die Gesellschaft. Und das kann man nun wirklich nicht wollen.
5. Sie sprengt ihre eigenen Grenzen
Heute ist Performance Kunst vielfältiger denn je. Sie kann politisch, intim, konfrontativ oder poetisch sein. Sie hinterfragt Normen – auch ihre eigenen. Deshalb sind die Grenzen des Performativen fließend. Die vermeintliche Unplanbarkeit der Performance kann einer Dramaturgie folgen. Sie kann nicht gefallen wollen und trotzdem als schön wahrgenommen werden. Sie kann behaupten flüchtig zu sein und bleibt als Erinnerung bestehen. Was also genau eine Performance ist, lässt sich nicht einfach definieren und aufnehmen. Sie widersetzt sich demnach nicht nur gesellschaftlichen Normen, sondern auch jeder Festlegung dessen, was sie selbst ist oder sein soll. Sicherheit gibt es nicht. Also Vorsicht! Pass gut auf, worauf du dich einlässt.
Achtung: Trotz dieser eindringlichen Warnungen besteht das Risiko, dass Performance Kunst dich begeistert, befreit und bereichert. Solltest du dennoch neugierig sein, komm gerne zum Performance Labor – aber beschwere dich später nicht, wenn du die Welt mit anderen Augen siehst.
Trotz aller Warnungen?
Du willst entgegen aller meiner Warnungen dich dennoch auf eine experimentelle Reise durch den Moment wagen? Besuche uns im Performance Labor.