Eine Person, die meisterhaft komponieren will, muss viele verschiedene Musikstile hören und verstehen. Stephen King ist einer der erfolgreichsten Schriftsteller:innen unserer Zeit und betont immer wieder, dass gute Autor:innen vor allem eins sein müssen: leidenschaftliche Leser:innen. Genauso ergänzen sich Improtheater und Pen & Paper Rollenspiele – wer das eine macht, zieht enorme Learnings aus dem anderen.
Was ist ein Pen & Paper Rollenspiel?
Für alle, die noch nie am Rollenspieltisch gesessen haben: Wie Deborah Ann Woll es Jon Bernthal in diesem Video zeigt, sind Pen & Paper Rollenspiele kooperative Erzählspiele, bei denen die Spielenden gemeinsam improvisieren und spontan Geschichten entwickeln.
Im Grunde ist Improtheater nichts anderes als Rollenspiel. In beiden Fällen schlüpft man spontan in andere Rollen und entwickelt gemeinsam mit anderen eine Geschichte. Wer beim Improtheater wirklich glänzen will, sollte sich ständig mit Rollenspiel beschäftigen und verschiedene Spielstile kennenlernen und ausprobieren.
Nicht ohne Grund sind beliebte Actual-Play-Shows wie Critical Role oder deutsche Vertreter wie die Rocketbeans hauptsächlich mit Synchronsprecher:innen, Schauspieler:innen und Improvisationskünstler:innen besetzt. Diese Personen haben jahrelange Übung darin, spontan in fremde Rollen zu schlüpfen, packende Dialoge aus dem Stegreif zu entwickeln und Emotionen authentisch rüberzubringen. Genau deshalb fesseln diese Formate so viele Zuschauer:innen.
Improtheater und Pen & Paper Rollenspiele
Darüber streitet sich die Rollenspielszene seit Jahren. Viele Spielende sehen das schauspielerische Darstellen von Charakteren nicht als notwendig an – sie beschreiben lieber, was ihr Charakter macht und hören zu, was die Spielleitung daraufhin erzählt. Diese Herangehensweise ist völlig berechtigt und funktioniert wunderbar. Zahlreiche Systeme und Gruppen sind genau dafür konzipiert.
Andererseits kommen immer mehr Neulinge über die eben erwähnten Actual-Play-Shows auf YouTube zum Hobby und werden selbst Spielende. Diese Leute schätzen zwar auch das taktische Element – Würfel, Schadenswerte, Charaktere Leveln – trotzdem wollen sie zusätzlich ihren Charakter schauspielerisch verkörpern. Das Erfinden von fremden Charakteren und das spontane Schauspiel am Tisch fasziniert sie. Zu dieser Fraktion zähle ich mich im Übrigen auch. Durch die darstellerische Komponente werden meine Figuren lebendiger, ihre Geschichten packender und authentischer. Das macht das ganze Erlebnis deutlich intensiver.
So kann man Rollenspiel üben
Allen Impro-Begeisterten kann ich nur wärmstens empfehlen, mit Rollenspielen anzufangen. Ihr bekommt einen strukturierten Rahmen, um eure darstellerischen Fähigkeiten spontan einzusetzen und lernt dabei ganz intuitiv, zusammenhängende Geschichten und langfristige Charakterentwicklungen zu improvisieren.
Umgekehrt profitieren Rollenspieler:innen enorm vom Improtheater. Denn dort müsst ihr blitzschnell auf Unerwartetes reagieren und euren Mitspielenden wirklich zuhören – beides essentiell auch am Rollenspieltisch.
Tipps für die Spielleitung
Als Spielleitung vom Impro-Theater zu profitieren bedeutet vor allem, das „Ja, und…“-Prinzip zu verinnerlichen. Statt Spielerideen abzublocken oder stur am vorbereiteten Skript festzuhalten, solltet ihr lernen, die kreativen Einfälle eurer Gruppe aufzugreifen und weiterzuspinnen. Wenn die Spielenden vermuten, dass der verdächtige Barkeeper ein Werwolf ist – warum nicht? Selbst wenn ihr ursprünglich etwas anderes geplant hattet, kann diese spontane Wendung zu den denkwürdigsten Momenten der Kampagne werden. Impro-Erfahrung hilft dabei, solche Momente nicht als Störung der eigenen Pläne zu sehen, sondern als Geschenk für eine noch packendere Geschichte. Die beste Vorbereitung ist oft, flexibel genug zu sein, um komplett davon abzuweichen.

Abschließende Worte
Aber lasst euch keinen Druck machen! Nur weil ihr gerne improvisiert, müsst ihr nicht sofort anfangen zu würfeln. Niemand sollte sich gedrängt fühlen, Pen & Paper auszuprobieren, nur weil Freund:innen eine Runde starten wollen. Genauso wenig solltet ihr erwarten, dass alle am Rollenspieltisch das darstellerische Element genauso lieben wie ihr. Pen & Paper soll allen Beteiligten Spaß machen – und der sieht für verschiedene Leute eben unterschiedlich aus.
Trotzdem kann Rollenspiel eine wunderbare Ergänzung sein, wenn ihr Lust habt, eure Impro-Fähigkeiten in einem neuen Setting auszuprobieren. Oder wenn ihr gerade keine Impro-Gruppe habt, aber trotzdem Charaktere verkörpern und spontan Geschichten entwickeln möchtet. Probiert es aus – Improtheater und Pen & Paper Rollenspiele bereichern sich gegenseitig.
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